... mit Bernd Zimmer über verbrannte Bilder und die Entstehung einer Kunstszene
In der neuen Folge von WAS MIT KUNST spricht Johann König mit Bernd Zimmer, der Mitbegründer der legendären „Galerie am Moritzplatz“ und einer der wichtigsten Protagonisten der Neuen Wilden.
Zimmer erzählt von seinem ungewöhnlichen Weg zur Kunst: Nach seiner Tätigkeit im Verlagswesen reiste er inspiriert von Jack Kerouac durch die USA – und fand dort den Mut, Künstler zu werden. Doch bevor er sich dieser Berufung vollends widmete, verbrannte er 250 seiner frühen Bilder. Ein radikaler Akt der Selbstklärung.
Im Zentrum der Folge steht die Idee der Selbstorganisation: Zimmer und seine Kollegen Rainer Fetting, Salomé und Helmut Middendorf nahmen ihre Sichtbarkeit selbst in die Hand. Sie gründeten 1977 die Selbsthilfe-Galerie am Moritzplatz mitten im brodelnden West-Berlin, in einem Kreuzberg, das vom Aufstand, Punk und queerer Subkultur geprägt war. Kunst fand zwischen Straßenkämpfen, Hausbesetzungen und dem Nachtleben im Restaurant Exil statt – ein raues Umfeld, in dem die Malerei zurück auf die Bühne trat.
Zimmer spricht über die Rückeroberung der Landschaftsmalerei, den bewussten Bruch mit ideologischen Altlasten, und seinen eigenen Weg von der irdischen Natur zur kosmischen Abstraktion. Seine heutigen Werke öffnen den Blick ins Universelle: großformatige Malerei, inspiriert von Barnett Newmans Idee von „Scale“ als existenzieller Dimension.
Ein weiteres Thema: Zimmers großangelegtes Kunstprojekt STOA169, eine offene Säulenhalle in Bayern, in der Künstler:innen aus aller Welt je eine eigene Säule gestalten. Ein Ort der Vielfalt, der Verbundenheit, und des global gedachten Denkens durch Kunst.
Zum Abschluss geht es um seine Beteiligung an der Gruppenausstellung GUTEN MORGEN, DU SCHÖNE bei KÖNIG TELEGRAPHENAMT – eine Hommage an die kreative Aufbruchstimmung der späten 70er in Berlin, in der Zimmers künstlerisches Denken Wurzeln schlug.
Eine Folge über das Selbermachen, das Loslassen, den Aufbruch, und darüber, wie Kunst über Jahrzehnte hinweg Haltung bewahren kann.
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